Hall Art Foundation
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Robert Longo
When Heaven and Hell Change Places
April 2019 - October 2020

Die Hall Art Foundation freut sich, eine Ausstellung des amerikanischen Künstlers Robert Longo an ihrem Standort Schloss Derneburg ankündigen zu können. Seit den 1980er Jahren arbeitet Robert Longo medienübergreifend in den Bereichen Zeichnung, Fotografie, Malerei, Skulpturen, Musik, Performance und Film. Longos Werk findet durch die Verwendung eines breiten Vokabulars ein Gleichgewicht zwischen sehr persönlichen und gesellschaftlich aufgeladenen Bildern, die aus den Mainstream-Medien ebenso wie aus historischen und kunsthistorischen Quellen stammen. Kunst ist für Longo ein politischer Akt und eine Möglichkeit, die Welt um uns herum zu verstehen und zu hinterfragen. Die in Zusammenarbeit mit dem Künstler organisierte Ausstellung umfasst etwa 35 Arbeiten, die einen Überblick über annähernd 40 Jahre aus dem Schaffen des Künstlers bieten; darunter mehrere großformatige Kohlezeichnungen, ein Combine Relief aus Aluminiumguss, einundzwanzig Studien, drei Heritage Zeichnungen und eine historische und monumentale Skulptureninstallation.

 

Longos monumentale Arbeit, When Heaven and Hell Change Places (7 day version), 1992-2019, besteht aus 7 kreuzförmigen Stahlformen von jeweils fast 4 Metern Höhe und den dazugehörigen 7 leuchtend weißen Abgüssen in identischer Größe. Die Arbeit wurde erstmals 1992 präsentiert und bestand ursprünglich aus 30 Gusswachskreuzen. Seitdem wurde sie in verschiedenen Formaten präsentiert. Die originalen 7 Stahlformen in dieser Ausstellung wurden 1997 auf der Biennale in Venedig gezeigt und enthalten noch immer die Überreste von 7 Wachskreuzen. Ab diesem Sommer werden sie im zentralen Innenhof von Schloss Derneburg und im angrenzenden Kreuzgang errichtet sein, als erste öffentliche Präsentation dieser großen Installation seit über zwanzig Jahren. Longos Titel für die Skulptur beruht auf seiner Reaktion auf den verheerenden Krieg in Bosnien, der im selben Jahr begann.

 

Longos Durchbruch war in den frühen 1980er Jahren eine Serie großformatiger Kohle- und Graphitzeichnungen mit dem Titel Men in the Cities. Einem leeren Hintergrund entgegengestellt, zeigen Arbeiten wie Untitled (Gretchen) (1980) und Untitled (Eric) (1981) Frauen und Männer in nüchterner, moderner Geschäftskleidung mit verzerrten Körperposen und in angehaltener Bewegung. Eine frühe Idee, diese Zeichnungen in Gruppen zu präsentieren, führte zu Longos Serie Combines; dreidimensionalen, großformatigen Mixed-Media-Arbeiten aus den Jahren 1982 bis 1988. Eine dieser Combine Arbeiten von Robert Longo ist das in der Ausstellung gezeigte Werk Corporate Wars (1992), ein Relief aus Aluminiumguss, in dem die einzeln verzerrten Figuren aufeinanderprallen und gleichsam aus der Bildebene herausplatzen. Inspiriert von den rasenden Aktionen im Handelssaal der Börse an der Wall Street, ebenso wie von Michaelangelos Schlacht der Zentauren, veranschaulichen die Arbeiten dieser Serie Longos Interesse an urbanen Spannungen und Ängsten.

 

Seit über zwanzig Jahren erkundet Longo Opernthemen in monumentalen Kohlezeichnungen. Obwohl die Praxis des Zeichnens traditionell mit einer intimen Größe assoziiert wird, führt Longos akribischer Prozess, seine Bilder in einem übergroßen, sehr detaillierten und dramatischen Helldunkel darzustellen und gleichzeitig das Medium Zeichnung in riesenhafte Dimension zu transferieren, die allgemein eher mit der Malerei assoziiert werden, dazu, daß das gesamte Thema mit Emotionen aufgeladen wird. Untitled (Exterior Street Door, Berggasse 19, Wien 1938) (2000) stammt aus einer Serie mit dem Titel The Freud Cycle. Diese Zeichnungen basieren auf Fotografien, die in Sigmund Freuds Sprechzimmer und seiner Wohnung während der Besatzung Wiens durch die Nationalsozialisten im Jahr 1938 aufgenommen wurden, nur wenige Tage bevor Freud vor Österreichs Anschluss an das Deutsche Reich nach London floh. Longos bedrohliche Abbildung der Eingangstüren des Gebäudes mit einem Hakenkreuz in der Mitte erinnert an die Wiener Architektur- und Geistesgeschichte, sowie an die unheimliche Präsenz der Nazis während dieser Zeit. Im Laufe der Jahre hat Longo auch kunsthistorische Referenzen zum Thema seiner großformatigen Kohlezeichnungen gemacht.

 

In After Pollock (Detail of Autumn Rhythm: Number 30, 1950) (2014) setzt Longos minutiös detaillierte und sorgfältig ausgeführte Zeichnung eines der bekanntesten Gemälde Pollocks mit seinem eigenen Werk in einen Dialog. Gleichzeitig ist es ein Hinweis auf die kunsthistorische Bedeutung der Bewegung des Abstrakten Expressionismus und deren Einfluss auf Longos Arbeiten. Untitled (X-Ray of Venus with a Mirror, 1555, After Tizian) (2016-2017) basiert auf einem Röntgenbild des berühmten Meisterwerks, das die „Wahrheit“ unter der Oberfläche von Tizians Originalkomposition enthüllt. In Longos neuesten Zeichnungen aus der The Destroyer Cycle betitelten Serie, betrachtet der Künstler die jüngsten Weltereignisse - vorwiegend aus der Sicht der amerikanischen Medien - und schafft personalisierte Visualisierungen von Macht, Protest, Sinnlosigkeit, Zerstörung und Aggression. Untitled (Holy Week; Seville, Spain) (2018) zeigt eine Gruppe von Männern, genannt Nazarenos, gekleidet in traditionellen weißen Gewändern und Spitzhauben, die von bestimmten Bruderschaften während der Prozessionen der Karwoche in Sevilla, Spanien, getragen werden. Während das traditionelle Kostüm ursprünglich aus dem Wunsch hervorging, Buße tun zu können ohne die Identität preisgeben zu müssen, hat es zudem eine auffallende Ähnlichkeit mit dem Gewand, das von der amerikanischen weißen, rassistischen Hassgruppe, dem Ku Klux Klan, getragen wird. In Longos düsterer Darstellung ist die Unterscheidung absichtlich mehrdeutig.

 

Die einundzwanzig Studien in dieser Ausstellung umfassen eine Vielfalt von Themen, darunter eine brechende Welle, eine Gefangenenprozession in Guantanamo Bay, Landschaften, Tierwelt, Rockstars, Filmstars, Sporthelden, Polizisten, Protestierende an der Wall Street usw. Jede der Studien offenbart gibt einen Einblick in Longos Arbeitsabläufe und ist bezeichnend für die Art der Bilder, die das visuelle Vokabular des Künstlers ausmachen und beeinflussen.

 

Robert Longo wurde 1953 in New York geboren, wo er immer noch lebt und arbeitet. Nach dem Kunststudium am State University College in Buffalo, New York, kehrte Longo 1977 nach New York zurück. Im selben Jahr gehörte er zu den fünf Künstlern, die in der wegweisenden Atelierausstellung "Pictures" vertreten waren, der ersten Ausstellung, die eine jungen Künstlergruppe zusammenbrachte, die später als Pictures Generation bezeichnet wurde. Die Gruppe wandte sich vom Minimalismus und Konzeptualismus ab und beschäftigte sich stattdessen mit bildnerischen Verfahren, die inspiriert waren von Zeitungen, Werbung, Film und Fernsehen. Longo hatte Einzelaustellungen in der Menil Collection, Houston (1988); im Museum of Contemporary Art, Chicago (1989); im Los Angeles County Museum of Art (1990); in den Deichtorhallen, Hamburg  (1991); im Isetan Museum of Art, Tokyo (1995); in der Albertina, Vienna (2002);im  Kunstmuseen Krefeld, Germany (2002); im Musée d‘art moderne et d‘art contemporain, Nice (2009); und im Museu Berardo, Lisbon, Portugal (2010). Zuletzt wurde eine Retrospektive seiner Arbeiten im Sara Hildén Art Museum Tampere, Finland (2017) gezeigt. Im Jahr 2016, präsentierte das Garage Museum of Contemporary Art, Moscow, eine große Ausstellung seiner Arbeiten neben Arbeiten von Francisco Goya und Sergei Eisenstein. Die Ausstellung mit dem Titel Proof, machte 2017 im Brooklyn Museum Station und in den Deichtorhallen Hamburg im Jahr 2018. Longo war Teilnehmer der Documenta 7 and 8, der Whitney Biennialen 1983 und 2004 und der 47. Biennale in Venedig. Im Jahr 2005 erhielt Longo den prestigeträchtigen Kaiserring in Goslar für “herausragende Leistungen in der Kunst der Gegenwart”. Seine Arbeiten befinden sich weltweit in zahlreichen Museumssammlungen.

 

Robert Longo wird vertreten von den Galerien Metro Pictures, New York; Galerie Thaddaeus Ropac, Paris, Salzburg and London; Capitain Petzel, Berlin; und der Galerie Hans Mayer, Düsseldorf.

 

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