Hall Art Foundation
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Peter Dreher
Glücklicher Sisyphos
Ab 28. Oktober 2023

Das Kunstmuseum Schloss Derneburg freut sich, eine Ausstellung des deutschen Künstlers Peter Dreher ankündigen zu dürfen, die aus der Sammlung Hall stammt. Die Ausstellung zeigt rund 200 Gemälde aus Drehers berühmter Serie Tag um Tag guter Tag und wird durch Schlüsselwerke aus früheren Serien ergänzt, die einen Kontext zu den berühmten Stillleben bieten, die Drehers Karriere prägten. Obwohl der Künstler in Deutschland als Maler und engagierter Professor wohlbekannt ist, ist dies die erste Einzelpräsentation seines Werks in Niedersachsen. Die Ausstellung zeigt seine fundamentale Serie in verschiedenen Formaten, unter anderem angeordnet in Rastern und Linien, und bietet so vielfältige und neue Zugänge zu Drehers einzigartigem Beitrag zur deutschen Nachkriegskunst.

 

Peter Dreher wurde 1932 in Mannheim geboren. Schon im Alter von zehn Jahren wusste er, dass er Maler werden wollte. Von 1950 bis 1956 studierte Dreher an der Karlsruher Akademie, die vom abstrakten Espressionismus der US-amerikanischen Malerei und dem europäischen L‘Informel geprägt war und realistischen Strömungen ablehnend gegenüberstand. Drehers anfänglicher Ausflug in die Abstraktion in den 1960er Jahren wurde zugunsten einer realistischeren Malerei aufgegeben. Das Interesse an der Lehre der Phänomenologie Edmund Husserls sowie an buddhistischen Schriften führte 1972 zu dem entscheidenden Moment, ein einfaches Wasserglas zu malen, was schließlich zu Drehers berühmtester Serie Tag um Tag guter Tag führte. Die Serie wurde über 40 Jahre hinweg fortgesetzt und umfasste zum Zeitpunkt des Todes des Künstlers im Jahr 2020 an die 5000 Versionen, die teilweise vom Künstler selbst übermalt wurden. Innerhalb festgelegter Grenzen von Maßstab und Komposition wurde die Serie zu einer Meditation über den Akt des Sehens, durchdrungen von Themen wie Heimat, Bestimmung und Autobiografie.

 

In einem Interview mit Studio International erklärte Dreher: Das Festhalten an einem Motiv und dessen Wiederholung stellt keine Einschränkung, sondern eine Befreiung dar. Es erlaubt mir, mich auf das zu konzentrieren, was für mich wirklich wichtig ist - den Malprozess selbst. Aus diesem Grund würde ich mich als glücklichen Sisyphos bezeichnen. Einen Felsbrocken immer wieder den Berg hinauf zu rollen, ist weder Schicksal noch Strafe, sondern eine selbst getroffene Entscheidung, mit der ich mich sehr wohl fühle, weil es mir gelingt, mein Sujet (das Glas) jedes Mal neu zu sehen - so als würde ich es zum ersten Mal sehen.

 

Vor der Entwicklung seiner Serie von Glas-Stillleben verwendete Peter Dreher geometrische Grundformen, die er zu monochromen abstrakten Kompositionen zusammensetzte. Gemälde wie die vergleichsweise großformatige, zwei Meter hohe Zunge (1970) sind Betrachtungen von Form, Licht und Schatten. Das Sujet, eine konvexe Form, die in einen konkaven Hohlraum eingepasst ist, erscheint als optische Täuschung auf einer abgeflachten Oberfläche.

 

Die Landschaftsbilder, die Dreher im Schwarzwald schuf, zeigen sein langjähriges Interesse am Realismus, der ihm, wie er selbst sagte, die persönliche Freiheit erlaubte, sich auf den Akt des Malens zu konzentrieren. Die Serie II (IV/II-X/II) 120C-127C (1973) ist ein Beispiel für Drehers Vorliebe für Wiederholungen. Nacheinander betrachtet, stellen die einzelnen Tafeln, Veränderungen der atmosphärischen Bedingungen dar. Für Dreher diente das serielle Format - das er im Laufe seiner Karriere auf verschiedene Weise adaptierte - als kontinuierliche Hingabe und Treue zur Erfahrung der individuellen Wahrnehmung.

 

Peter Dreher (geb. 1932, Mannheim, gest. 2020, Wittnau) studierte von 1950 bis 1956 an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe und war von 1968 bis 1997 Professor für Malerei an der Staatlichen Akademie Karlsruhe. Während seiner Professur unterrichtete und prägte er eine Reihe renommierter Künstler:innen, darunter Anselm Kiefer. Einzelausstellungen seiner Arbeiten wurden in internationalen Institutionen gezeigt, zuletzt im Museum für Neue Kunst, Freiburg (2022), und zuvor im Milton Keynes Museum, Großbritannien (2013); Landesvertretung Baden-Württemberg, Berlin (2012); Musée d'art moderne et contemporain, Genf, (2011), Museum Erfurt, Deutschland (2008); Athen Biennale (2007) und Staatliche Kunsthalle (Baden-Baden) (1977).

 

Detaillierte Informationen und Bildmaterial stellt das Verwaltungsbüro der Hall Art Foundation unter info@hallartfoundation.org zur Verfügung.

 



 

 

 

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Peter Dreher

Tag um Tag guter Tag [Detail], 1974-2013

Acrylic on canvas

Each: 9-3/4 x 8 in. (25 x 20.5 cm)

Hall Collection. Courtesy Hall Art Foundation

© 2023 VG Bild-Kunst, Bonn

 

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Peter Dreher

Zunge, 1970

Oil on canvas

78-1/2 x 47 in. (200 x 120 cm)

Hall Collection. Courtesy Hall Art Foundation

© 2023 VG Bild-Kunst, Bonn

 

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Peter Dreher

Serie II (IV/II-X/II) 120C-127C, 1973

Oil on cardboard in artist’s frames, in 8 parts

9-3/4 x 92-1/2 in. (25 x 235 cm)

Hall Collection. Courtesy Hall Art Foundation

© 2023 VG Bild-Kunst, Bonn