Die Hall Art Foundation gibt die Eröffnung der Gruppenausstellung mit dem Titel Andere Bilder Von Männern im Kunstmuseum Schloss Derneburg bekannt.
Seit der Antike bietet die figürliche Darstellung einen Zugang für die Auseinandersetzung mit weitreichenden existentiellen Themen. Im Jahr 1959 beleuchtete eine von Peter Selz kuratierte Ausstellung am Museum of Modern Art in New York mit dem Titel New Images of Man den Stand der figürlichen Darstellung in Europa und Amerika nach dem Zweiten Weltkrieg. Sie präsentierte „ein neues Bild des Menschen, oft gebrochen oder verzerrt, ein Abbild der Ängste unseres Jahrhunderts“. Der Ausstellung in New York war 1950 die Ausstellung Das Menschenbild in unserer Zeit in Darmstadt vorausgegangen, die in ähnlicher Weise auf die Ängste der Nachkriegszeit reagierte, indem sie die Darstellung der menschlichen Gestalt untersuchte.
Auch heute sind neue institutionelle Präsentationen, die sich auf die menschliche Figur konzentrieren, noch immer eine Möglichkeit, Themen wie Gleichberechtigung, Autorität, Vereinnahmung, Unzulänglichkeit, Ermächtigung und Identität zu durchdringen.
Andere Bilder Von Männern enthält etwa sechzig Werke von über dreißig Künstler:innen aus den Sechzigerjahren bis heute. Diese Mehrgenerationenschau befasst sich mit figürlichen Darstellungen in Malerei, Fotografie, Bildhauerei und Videokunst, die frühere Darstellungen von Männlichkeit und der männlichen Form erweitern oder in Frage stellen.
Tala Madanis Porträts iranischer Männer sind voll schwarzem Humor, eine Kritik an traditionellen Geschlechterrollen und Autorität, gemalt aus der Sicht einer modernen, wenngleich patriarchalischen Gesellschaft. In Bildern wie Rocky VI (2008) mühen sich Männer in den besten Jahren mit sportlichen Darbietungen ab, um längst überholten Maßstäben zu genügen. Diese Darstellungen sind auch ohne Erläuterung und Kontext inhärent komisch.
Die Skulptur Double Poke in the Eye II (1985) des amerikanischen Künstlers Bruce Nauman besteht aus Leuchtstoffröhren, die zwei vereinfachte, einander zugewandte Silhouetten bilden. Die leuchtenden menschlichen Köpfe sind durch überlappende Hände voneinander getrennt, die in einer Animation dem jeweils gegenüberliegenden Kopf ins Auge zu stechen scheinen. So entsteht ein prägnanter Kommentar über unsere Gesellschaft, in der die beiden Figuren gezwungen sind, endlose Konflikte auszutragen, ohne je zu einer Lösung zu kommen. Zugleich humorvoll und frustrierend.
Cinga Samson ist ein südafrikanischer Künstler, dessen Darstellungen afrikanischer Männer einen Bezug herstellen zur Porträtmalerei in der europäischen Kunstgeschichte, zur Welt der Mode und auch zu seinen eigenen kulturellen Wurzeln. Samsons Bilder sind detaillierte Studien von Körperhaltungen und Gesichtsausdrücken, die oft eine komplexe Dynamik zwischen den Sujets beleuchten. In kleinformatigen Porträts wie Into Entle 15 (2020) positioniert Samson sein Sujet vor einem dunklen Hintergrund. Durch die weiß leuchtenden, pupillenlosen Augen erhält die Figur eine innere Spiritualität in ihrer ansonsten rein körperlichen Darstellung.
Der amerikanische Künstler Justin Liam O’Brien bringt die männliche Form mit einer Sentimentalität für die Antike zusammen, wobei er in Tücher gehüllte langgezogene männliche Körper malt. Visitation (2022) zeigt drei nackte junge Männer, die durch ihre körperliche Nähe zwar intim verbunden, seelisch und emotional jedoch weit voneinander entfernt sind. O’Brien malt sich selbst und seine Begleiter verbunden durch das Symbol einer Taube, die Friedfertigkeit in ihrer konstruierten Umgebung in einer reichhaltigen historisch angehauchten Komposition suggerieren soll.
Sophy Ricketts Serie Pissing Women besteht aus Schwarz-Weiß-Fotografien der Künstlerin, die formal gekleidet in verschiedenen Kostümen urinierend in den Straßen Londons posiert. Zu der Serie gehören Bilder wie Old Street and Vauxhall Bridge (beide 1995). Sie ist eines von Ricketts frühesten und bekanntesten Projekten. Mit dieser provokanten Performance und ihrer Dokumentation artikuliert Rickett ein vulgäres Verhalten in der Öffentlichkeit, das sozial akzeptiert ist und Fragen darüber aufwirft, wie Normen aufgestellt werden und wer sie übertreten darf.
Andere Bilder Von Männern enthält weiterhin Werke von Adam Adach, Richard Artschwager, Georg Baselitz, Ana Benaroya, Lynda Benglis, Judith Bernstein, Caroll Dunham, Peter Eide, Hans-Peter Feldmann, Rainer Fetting, Ryan Gander, Adrian Ghenie, Alexander Harrison, Florian Krewer, Andrew Lenaghan, Lee Lozano, Markus Lüpertz, Marcin Maciejowski, Tala Madani, Tony Matelli, Jonathan Meese, Anne Minich, Pierre Molinier, Bruce Nauman, Justin Liam O’Brien, Julian Opie, A.R. Penck, Richard Prince, Otis Kwame Kye Quaicoe, Chris Regner, Sophy Rickett, Thomas Ruff, Cinga Samson, Eugen Schönebeck, Andres Serrano, Laurie Simmons, Kyle Staver, Francesco Vezzoli, Andy Warhol, und Franz West.
Detaillierte Informationen und Bildmaterial stellt das Verwaltungsbüro der Hall Art Foundation unter info@hallartfoundation.org zur Verfügung.
Tala Madani
Rocky VI, 2008
Oil on wood
11-3/4 x 9-3/4 in. (30 x 25 cm)
Hall Collection
© the artist
Bruce Nauman
Double Poke in the Eye II, 1985
Neon tubing mounted on aluminum
61 x 91 x 16 cm (24 x 36 x 6 in.)
Hall Collection
© the artist
Cinga Samson
Into Entle 15, 2020
Oil on canvas
49 x 39 cm (19-1/4 x 15-1/4 in.)
Hall Collection
© the artist
Justin Liam O'Brien
Visitation, 2022
Oil on canvas
122 x 152.5 cm (48 x 60 in.)
Hall Collection
© the artist
Sophy Rickett
Vauxhall Bridge, 1995
Gelatin silver print
50 x 50 cm (19-1/2 x 19-1/2 in.)
Hall Collection
© the artist