Hall Art Foundation
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Keith Sonnier
Spezial

Die Hall Art Foundation freut sich, eine Ausstellung des amerikanischen Künstlers Keith Sonnier an ihrem Standort Schloss Derneburg ankündigen zu können. Organisiert wurde die über ein Dutzend Neonarbeiten aus den Jahren 1968 bis 2009 umfassende Ausstellung in Zusammenarbeit mit dem Künstler. Die Verwendung von Neon ist zu einem prägnanten Erkennungsmerkmal von Sonniers Skulpturen geworden und bildet einen charakteristischen Schwerpunkt seines Werkes.

 

Seit den späten 1960er Jahren stellt Sonnier den traditionellen Begriff der Skulptur radikal in Frage, indem er unkonventionelle und industrielle Materialien in seine Arbeiten einbezieht. Zu den „nicht-künstlerischen“ Materialien, die Sonnier verwendet, gehören Neonlicht, fluoreszierende Pigmente, flüssiger Kunststoff, Latex, Satin, Bambus, Musselintuch, Schnur, Draht und Schaumgummi. Das Interesse des Künstlers an unkonventionellen Materialien geht über deren rein formale Qualitäten hinaus. Dadurch, daß er verschiedenste Bestandteile kombiniert, ruft Sonnier kulturelle, narrative und spirituelle Assoziationen hervor und verleiht seinen Arbeiten ein inneres Leben.

 

„Ich denke, wir waren erstaunt darüber, dass das, was wir machten, sogar gekauft wurde. Unsere Art von Arbeiten war irgendwie Gegenkultur. Wir haben Materialien ausgewählt, die keine "hohe Kunst" waren. Wir haben nicht mit Bronze gearbeitet, nicht einmal mit Farbe. Wir verwendeten Materialien, die bisher nicht als Kunstmaterialien angesehen wurden. Sie wurden bewusst ausgewählt, um bestimmte Arten von Gefühlen psychologisch hervorzurufen. “ - Keith Sonnier

 

Sonnier begann 1968 mit Neon zu arbeiten. Seine Affinität für Neon geht auf seine Jugend in Louisiana zurück. Er erinnert sich, dort eine fast religiöse Erfahrung gemacht zu haben. Als er eines abends von einer Party zurückkehrte, fuhr er durch das flache Land mit seinen verstreuten Reklametafeln und sah im dichten Nebel sich auf und ab bewegende 'Wellen von Neonlicht‘.


In Lit Circle Blue with Etched Glass (Lit Circles Series) (1968) verläuft eine Röhre aus gebogenem blauem Neon parallel zur unteren Kante eines kreisförmigen, an der Wand lehnenden, geätzten Glases. Das Leuchten des Neons verwandelt die einfache geometrische Form und verleiht dem die Skulptur umgebenden Raum eine ätherische Qualität. Gleichzeitig wird die Relation zwischen der Wand und dem Boden betont, der das von der Neonkurve geworfene Licht reflektiert.

 

Neon Wrapping Neon mit Six Loops (1969) ist eine der ersten Neon-Wand-Skulpturen von Sonnier. Dünne orangefarbene und rosafarbene Neonröhren durchziehen die Oberseite der Arbeit und umschließen an beiden Enden zwei Glühlampen. Der Kontrast zwischen dem Neonlicht und dem Licht der Glühlampen unterstreicht die Materialeigenschaften des Neon, das die Wand ringsherum in Farbe taucht. Die elektrische Schaltung aus Kabeln und einem Transformator hängt absichtlich sichtbar herunter. Zusammen erzeugen die linearen Komponenten einen ausdrucksstarken und organischen kalligrafischen Effekt, der in einem engen Zusammenhang zur Zeichnung steht.

 

In den 1980er Jahren, nach einer Periode, in der er sich hauptsächlich auf Wandobjekte konzentrierte, beginnt Sonnier neben Neon mit Aluminium zu arbeiten und wechselt zu einer freistehenden Form. Im Gegensatz zur expressiven Informalität der frühen Neonwandskulpturen zeichnen sich diese Arbeiten durch geometrische Ordnung aus. Column I (1981) und Column II (1981) bestehen aus aufrechten Aluminiumwellblechen, auf denen Neonröhren befestigt sind. Das Aluminiumrelief projiziert und leitet das Neonlicht um und erzeugt auf diese Weise leuchtende Lichtkanäle, die den Betrachter dazu nötigen, sich dem Objekt von allen Seiten zu nähern. Solche freistehenden Skulpturen wurden zur Basis für mehrere weitere wichtige Serien, unter anderem die von Kritikern hochgelobten Arbeiten, die Sonnier im Rahmen öffentlicher Aufträge schuf.

 

In monumentalen und freistehenden Arbeiten wie Kiosk II (1987) kombiniert Sonnier Neon mit Aluminium-I-Trägern, Aluminiumplatten und Röhren aus rotem, grünem und rosa Neon. Die Gesamtkomposition ist leicht asymmetrisch, und obwohl das Objekt vollständig aus geometrischen Formen besteht, erzeugt der Austausch von offenen und geschlossenen geradlinigen Formen zusammen mit der Reflexion von Neonlicht auf den Aluminiumplatten eine äußerst dynamische Wirkung. Ebenso wie bei Kiosken, die in Flughäfen und Einkaufszentren zu finden sind, findet sich im Inneren der Struktur ein Element, das einem Schalter ähnelt – eine Einladung an die Betrachter im übertragenen Sinne „in die Arbeit einzutreten“.

 

Sonnier wurde 1941 geboren und wuchs in der ländlichen, französischsprachigen Cajun-Gemeinde Mamou, Louisiana, 200 Meilen westlich von New Orleans, auf. Er erhielt seinen B.A. Abschluß von der University of Southwestern Louisiana in Lafayette und seinen M.F.A. von der Rutgers University. Sonniers Arbeiten waren Gegenstand zahlreicher Einzelausstellungen, darunter: Keith Sonnier, Fluorescent Room im Stedelijk van Abbemuseum, Eindhoven (1970); Projekte: Keith Sonnier im Museum of Modern Art, New York (1971); Keith Sonnier: Porte Vue im Musée National d'Art Moderne, Centre Georges Pompidou, Paris (1979); im Hara Museum of Contemporary Art, Tokio, im Anschluß in der Sakura Gallery in Nagoya, in der Amano Gallery in Osaka und in der Armory Gallery des Virginia Polytech Institute (1984); Keith Sonnier: Neon im Hirshhorn Museum and Sculpture Garden, Washington, D. C. (1989); Keith Sonnier in Halle Süd, Genf (1990), die von der Douglas Hyde Gallery in Dublin kam; Keith Sonnier. Werke / Works im Sprengel Museum in Hannover, die ebenfalls in der Kunsthalle Nürnberg und im Kunstverein St. Gallen (1993 - 1994) gezeigt wurden; und Keith Sonnier: Transformer - Selected Works 1968 - 2005 im Arts Club of Chicago, IL (2005). Ausstellung, Keith Sonnier: Light Works, In jüngerer Vergangenheit wurde eine Übersichtsausstellung im Musée d'Art Moderne und Art Contemporain in Nizza (2015) gezeigt, und Keith Sonnier: Light Works, 1968-70 war in der Whitechapel Gallery in London zu sehen (2016). Im Jahr 2015 zeigte die Hall Art Foundation Keith Sonnier: Early Neon in ihren Ausstellungsräumen in Reading, Vermont. Im vergangenen Jahr war Keith Sonnier: Until Today im Parrish Art Museum in Water Mill, NY, zu sehen, von dort wird die Ausstellung in das New Orleans Museum of Art weiterreisen. Keith Sonnier: Dis-Play II ist bis Mai 2019 auch im Dan Flavin Art Institute von Dia in New York zu sehen. Sonniers architektonische Neoninstallationen im öffentlichen Raum haben ihm im internationalen Kontext großen Zuspruch gebracht. Seit 1981 wurden mehr als 20 bedeutende öffentliche Aufträge des Künstlers realisiert. Zu diesen Aufträgen zählt der Lichtweg (oder Lightway) am Neuen Internationalen Flughafen München (1989 - 1992), eine permanente Installation, die die 1.000 Meter langen Laufbänder überspannt, die Terminals verbindet und den Passagieren eine Orientierungshilfe bietet. Weitere Installationen sind unter anderem an folgenden Orten zu finden: Kansas City International Airport (2006); Hauptverwaltung der Munich Re, München (2002); Pfarrexpositur St. Franziskus, römisch-katholische Kirche, Steyr, Österreich (2002); Ronald Reagan Gebäude und Internationales Handelsgebäude, Washington DC (1998); Statistisches Bundesamt, Bowie, Maryland (1997); Miami International Airport (1996); Caltrans Hauptverwaltung, Los Angeles (2004); und die temporäre Außenlichtinstallation „Ba-O-Ba Berlin“ neben der Neuen Nationalgalerie, Berlin (2002). Sonnier lebt und arbeitet in Bridgehampton, New York.