Hall Art Foundation
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Julian Schnabel
21. Oktober - 23. Dezember 2022

Der US-amerikanische Künstler Julian Schnabel gilt als Aushängeschild der in den späten 1970er Jahren wieder auflebenden Malerei. Seine Kunst ist gestisch und stark aufgeladen mit Verweisen auf die antike und moderne Literatur und Kultur, immer an der Grenze zwischen dem Figürlichen und Abstrakten. Diese Ausstellung vereint sieben großformatige Bronzen, die sowohl in Innenräumen als auch auf dem umliegenden Anwesen aufgestellt sind, mit einer Reihe monumentaler Gemälde auf gebrauchter Abdeckplane.

 

In der fünfteiligen Serie Untitled (Treatise on Melancholia) (1989) bemalt Schnabel olivgrüne Plane, ein Material, das herkömmlicherweise beim Militär genutzt wird, und von dem sich der Künstler erstmals 1985 bei seiner Arbeit in Mexiko inspirieren ließ. Plakative, gestische Vinyl-Applikationen (Gesso) treten mit den horizontalen Streifen des schweren und dunklen Gewebes in Opposition, mit dem sie vernäht sind. Ohne erkennbaren Vorder- oder Hintergrund bleiben die eingefügten weißen Formen, die sonst eine Landschaft oder ein Stillleben hätten darstellen können, abstrakt.

 

Untitled (Treatise on Melancholia) (1989) zeigt eine einzelne, auf einer unbestimmten Fläche treibende, abstrakte Form. Die gebrauchte Abdeckplane ist von verschiedenen Flecken und Dellen gezeichnet—Spuren ihres früheren Lebens in Mexiko. Schnabels ungewöhnliche Art der Verwendung von Vinylfarbe—eine Technik, die er erstmals in den späten 1980er Jahren einsetzte - betont die treibende Kraft, die Material und Geste für sein Werk haben.

 

Idiota (1988) war ursprünglich vor Ort in Cuartel de Carmen in Sevilla aufgestellt worden, einem Kloster, das später vom Militär besetzt und 1978 verlassen worden war. Das Kreuz (oder die Schlachtstandarte) besteht komplett aus Material, das in den Baracken gefunden wurde, die der Künstler später als “Heimat“ seiner Gemälde auf Abdeckplane bezeichnete. Ein großes Stück Bronze, ein Holzplatten-Abguss, dient als Standarte und trägt über einer Reihe spanischer Namen (“Carmen“, “Romero“, “Manuel Benitez“ etc.), die in den Mittelteil und in die von beiden Armen herabhängenden Bronzeflaggen eingeschrieben sind, den Titel “IDIOTA“. Das Werk zeugt von Schnabels Vorliebe für linguistische Bezüge und die formale und bildnerische Qualität der Buchstaben selbst.

 

Ab 1979 integrierte Schnabel Bronzeteile in seine Gemälde und entwickelte daraus in den frühen 1980er Jahren monumentale Skulpturen. Die ausgestellten Skulpturen verweisen häufig auf autobiografisches oder literarisches Material. MacBeth (1989) ist eine düstere Gestalt, die von einem verwitterten, grob zu einem schmollenden Kopf und Torso geschnitzten Rundholz abgegossen und auf einer Plattform aus Holzbrettern aufgestellt ist. Der Titel der Skulptur Si Tacuisses (1990) ist eine verkürzte Form der lateinischen Wendung, deren zweite Hälfte lautet: “... philosophus mansisses“ (Hättest du geschwiegen, wärest du ein Philosoph geblieben). Die Bronze ist ein Abguss von einem Palmenstumpf (ein Bild, das Schnabel in seinem Werk häufig verwendet), der realistisch unten mit feinem Wurzelwerk und oben mit aufwärts treibenden Zweigen bestückt ist. Eine Sprechblase verleiht dem Objekt einen anthropomorphen Zug. Die Aussage “I went to Tangiers and had dinner with Paul Bowles“—“Ich fuhr nach Tanger und aß mit Paul Bowles zu Abend“ verweist auf den nach Marokko ausgewanderten USamerikanischen Komponisten.

 

1951 in New York City geboren schloss Julian Schnabel 1973 sein Studium mit einem Bachelor of Fine Arts an der University of Houston, Texas ab. Danach nahm er am Whitney Museum Independent Study Program in New York teil. Seine Werke wurden weltweit ausgestellt. Größere Einzelausstellungen fanden an folgenden Orten statt: Kunsthalle Basel, Schweiz (1981); Stedelijk Museum, Amsterdam (1982); Tate Gallery, London (1982); Whitechapel Gallery, London (1986); Centre Georges Pompidou, Paris (1987); Whitney Museum of American Art, New York (1987); Cuartel de Carmen, Sevilla (1988); Staatliche Graphische Sammlung, München (1989); Fundacio Joan Miró, Barcelona (1995); Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofia, Madrid (2004); Schirn Kunsthalle, Frankfurt (2004); Palazzo Venezia, Rom (2007); Tabacalera, San Sebastian (2007), Art Gallery of Ontario, Kanada (2010); Museo Correr, Venedig (2011); NSU Art Museum Fort Lauderdale, Florida (2014); Aspen Art Museum, Aspen (2016); The Glass House, New Canaan, Connecticut (2017); Aros Aarhus Kunstmuseum, Dänemark (2018), und CAC Málaga (2022). Darüber hinaus finden sich Schnabels Gemälde in Sammlungen in Museen auf der ganzen Welt. Neben seiner Vorreiterrolle in Malerei und Bildhauerei ist Schnabel auch ein preisgekrönter Filmemacher. Er hat die Drehbücher für die Spielfilme Basquiat (1996), Before Night Falls (2000), Schmetterling und Taucherglocke (2007), Lou Reed's Berlin (2007), Miral (2010) und Van Gogh – An der Schwelle zur Ewigkeit (2018) geschrieben und bei den Dreharbeiten selbst Regie geführt. Schnabel lebt und arbeitet derzeit in New York City und Montauk, Long Island.

 

Detaillierte Informationen und Bildmaterial stellt das Verwaltungsbüro der Hall Art Foundation unter info@hallartfoundation.org zur Verfügung.