Die Hall Art Foundation freut sich, bekannt geben zu können, dass sie im Schloss Derneburg eine Ausstellung mit Werken des Künstlers Johannes Kahrs veranstalten wird. Kahrs ist besonders dafür bekannt, dass er vorgefundene Bilder in rätselhafte und sinnträchtige figurative Gemälde und Zeichnungen verwandelt. Die Ausstellung wird über 20 Werke umfassen, die die Evolution seines Schaffens über einen Zeitraum von zwanzig Jahren nachverfolgbar machen.
Als Ausgangspunkt all seiner Gemälde und Zeichnungen verwendet Kahrs Fotos, die er aus Massenmedien, Werbeanzeigen, als Standfotos aus Filmen und gelegentlich seinem eigenen Fotoarchiv entnimmt. Unter Verwendung verschiedener Bildbearbeitungstechniken, darunter die Änderung von Tonwerten, Schaffung von Unschärfen, Beschneiden, Verschieben, Zerschneiden und Löschen abstrahiert Kahrs seine Vorlagen und macht sie uneindeutig, stets bleibt jedoch ein Widerhall der Vorlage sichtbar. Herausgenommen aus ihrem ursprünglichen Zusammenhang wird jegliche mit der Vorlage verknüpfte ausdrückliche Bedeutung oder Aussage aufgehoben - der Betrachter muss raten, was genau dargestellt ist und wieso.
In Werken wie Therapy (Stich) (2004) wird eine Nahaufnahme eines männlichen Torsos gezeigt. Der dargestellte Körper wurde durch die Anordnung in der Bildfläche „geköpft“ und seine Umrisse gehen unscharf in einen schwarzen Hintergrund über. Durch eine Änderung der Perspektive erscheint auch die Figur in Untitled (2005) ohne Kopf und unscharf. In beiden Gemälden stellt Kahrs seine Figuren in Farben dar, die fleischig, sinnlich, wie die Farben von Prellungen wirken. Die Bilder sind durchtränkt von einer rohen und intensiven Körperlichkeit - ein Gefühl von Erotizismus gemischt mit Gewalttätigkeit.
Die physische Wechselwirkung zwischen seinen Werken und ihren Betrachtern war für Kahrs stets von großer Bedeutung. Jahrzehntelang setze er viele seiner Gemälde und Zeichnungen in Rahmen hinter Glas, um eine Barriere zwischen den Betrachtern und der inneren Welt des Werkes zu errichten und dennoch den Betrachtern gleichzeitig die Möglichkeit zu geben, sich selbst durch die Glasfläche in dem Werk reflektiert zu sehen. In Werken wie Silent Depression (1999) geht Kahrs damit noch einen Schritt weiter, indem er einen abgerundeten schwarzen Rahmen um die Ränder der Leinwand malt, so dass sie wie ein Fernsehbildschirm wirkt. Innerhalb des abgerundeten schwarzen Rahmens sieht man eine Nahaufnahme des Gesichts eines Mannes, der vor Schmerz, Angst oder Wut schreit. Das Gesicht ist unscharf und mit deutlich sichtbaren Pinselspuren gemalt und wirkt deshalb wie ein Bild aus einem angehaltenen Video. In Silent Depression werden die Betrachter mit der ausdrucksstarken Darstellung eines intensiven psychologischen Momentes konfrontiert und dazu gezwungen, sich selbst darin zu sehen.
Johannes Kahrs wurde 1965 in Bremen, Deutschland, geboren. Seine Werke wurden in vielen Einzelausstellungen in Museen gezeigt, darunter FRAC Île-de-France, Paris (2016); Kunsthalle Nürnberg, Deutschland (2014); Staatliche Kunstsammlungen, Dresden (2013); Centre PasquArt, Biel (2012); GAMeC, Bergamo (2007); Parasol Unit Foundation for Contemporary Art, London (2006) und Künstlerhaus Bethanien in Berlin (2002). Seine Ausstellung ‘A-h’ reiste vom Kunstverein München (2001) zum FRAC des Pays de la Loire, Carquefou (2001) und zum S.M.A.K., Gent (2001). Seine Werke werden in den Dauerausstellungen führender Museen weltweit gezeigt, unter anderem im Centre Georges Pompidou, Paris; Museum of Contemporary Art, Los Angeles; Dallas Museum of Art; UCLA Hammer Museum, Los Angeles; Museum of Modern Art, New York; Museu Serralves, Porto; SFMoMA, San Francisco und S.M.A.K., Gent. Kahrs lebt und arbeitet zur Zeit in Berlin.
Johannes Kahrs wird vertreten von der KÖNIG GALERIE Berlin, London, Tokio, und der Zeno X Gallery, Antwerpen.
Die Werke von Karl Johannes Kahrs sind Teil von Berlin kommt nach Niedersachsen, einer Reihe von vier Ausstellungen, die sich auf Werke von in Berlin lebenden und arbeitenden Künstlern konzentriert. Die Arbeiten von Johannes Kahrs werden gleichzeitig mit Werken von Katharina Grosse, Karl Horst Hödicke und Szene Berlin - einer Gruppenausstellung mit circa 30 Gemälden, Skulpturen, Fotografien und Videos von mehr als einem Dutzend in Berlin ansässigen Künstlern, geschaffen in einem Zeitraum ab den frühen 1990er Jahren bis zu diesem Jahr, gezeigt.