BECHER / OPIE
Werke der Fotografen Bernd und Hilla Becher und Catherine Opie gemeinsam präsentiert werden.
Das Künstlerehepaar Bernd und Hilla Becher (geb. Siegen, 1931-2007; geb. Potsdam, 1934-2015) ist bekannt für seine gruppenweise zusammengestellten Fotografien von industriellen Anlagen in ganz Europa und Amerika, die oft zu „Typologien“ zusammengefasst werden. Die beiden lernten sich als Studierende an der Kunstakademie Düsseldorf kennen und begannen 1959 gemeinsam zu arbeiten. Beeinflusst von der deutschen Kunstbewegung Neue Sachlichkeit, dokumentierten sie mit ihren Standortfotografien von Kraftwerken, Mühlen und Fabriken vom Verfall bedrohte Industriebauten. In Galerien und Büchern arrangierte das Ehepaar Becher seine Fotografien mit strenger formaler Sorgfalt, wodurch zum Vergleich der jeweiligen Objekte eingeladen wird. Ihre Rasteranordnungen führten zu einer neuen Art der Fotografie von geografisch verstreuten, aber ähnlichen Motiven über Jahrzehnte hinweg. Diese Ausstellung zeigt Schlüsselbeispiele aus ihrer Karriere, darunter Bilder von Kalköfen in den Niederlanden und Fördertürmen in Großbritannien, Deutschland, Frankreich und den Vereinigten Staaten.
Die heute in Los Angeles lebende Catherine Opie (*1961, Ohio) wird für ihre Auseinandersetzung mit der amerikanischen Identität und Gemeinschaft mittels der traditionellen Genres der Landschafts- und Porträtfotografie gefeiert. Obwohl Opie gleichzeitig in beiden Genres arbeitet, konzentriert sich diese Ausstellung auf die Landschaften und zeigt Beispiele aus wichtigen Serien wie Freeways, Mini-Malls, American Cities und Lake Michigan. Ihr Werk ehrt das technische Geschick und die konzeptionelle Neugier von Bernd und Hilla Becher, lehnt sich aber auch an amerikanische Fotograf:innen wie Walker Evans an und erweitert die strengen formalen Prinzipien, um Fragen der sozialen Klasse zu unterstreichen. Während Opies Werk die serielle Fotografie auflöst, zeigt sich ihr subjektiver Ansatz in der Veränderung von Maßstab und Perspektive sowie in der gelegentlichen Verwendung von Farbe und Abstraktion.
PETER DREHER
Glücklicher Sisyphos
Die Ausstellung zeigt rund 200 Gemälde aus Drehers berühmter Serie Tag um Tag guter Tag und wird durch Schlüsselwerke aus früheren Serien ergänzt, die einen Kontext zu den berühmten Stillleben bieten, die Drehers Karriere prägten. Obwohl der Künstler in Deutschland als Maler und engagierter Professor wohlbekannt ist, ist dies die erste Einzelpräsentation seines Werks in Niedersachsen. Die Ausstellung zeigt seine fundamentale Serie in verschiedenen Formaten, unter anderem angeordnet in Rastern und Linien, und bietet so vielfältige und neue Zugänge zu Drehers einzigartigem Beitrag zur deutschen Nachkriegskunst.
FRANZ WEST
Franz West (Österreicher, 1947-2012) gilt als der herausragendste europäische Künstler seiner Generation und ist bekannt für seine bewusst unernsten, ideologiefreien und manchmal scherzhaft erotischen Zeichnungen, Skulpturen und Möbel in Mixed Media. Wests Werk ist voller Widersprüche, oft fröhlich, sogar albern, kann aber auch von zerbrech- licher Verletzlichkeit und einem unterschwelligen existenziellen Nihilismus durchdrungen sein. Es geht - oft gleichzeitig - um höhere philosophische Bestrebungen und die niedersten menschlichen Zustände: Faulheit, Langeweile, Trunkenheit oder sexuelles Verlangen. In seinen absichtlich kruden Collagen kombiniert er unbeholfene, isolierte Figuren aus Zeitschriftenanzeigen mit plump aufgetragenen, dicken Farbschichten.
CUTS INTO SPACE
Die Gruppenausstellung Cuts Into Space zeigt über zwei Dutzend bedeutende Gemälde und Skulpturen von Carl Andre, Alan Charlton, Michael Heizer, Ulrich Rückriem, Fred Sandback und Richard Serra. Die neu eingerichtete Ausstellungserweiterung im Dachgeschoss des Verwalterhauses ist nur im Rahmen von Sonderführungen zu sehen und zeigt Arbeiten, die über die frühen Phasen des europäischen und amerikanischen Minimalismus hinausgehen, unteranderem von Keith Sonnier.
Die Künstler explorieren und experimentieren mit minimalistischen Prinzipien wie geometrischer Anordnung, Wiederholung, Raum und Leere. Sie verfolgen dabei ganz individuelle und spezifische Ansätze. Vereinfacht ausgedrückt entsteht ihr Werk erst in Relation zum umgebenden Raum. Der Titel der Ausstellung entstammt einem Zitat von Carl Andre: „NICHT ICH SCHNEIDE MEINE ELEMENTE ZU, MEINE ELEMENTE SIND SCHNITTE IN DEN RAUM“ (I DO NOT CUT INTO MY ELEMENTS, MY ELEMENTS ARE CUTS INTO SPACE).